Es treibt der Wind im Winterwalde Die Flockenherde wie ein Hirt, Und manche Tanne ahnt, wie balde Sie fromm und lichterheilig wird, Und lauscht hinaus. Den weißen Wegen Streckt sie die Zweige hin - bereit, Und wehrt dem Wind und wächst entgegen Der einen Nacht der Herrlichkeit.
Bayerische Weihnacht
Auf an goldigen Schimmi Reits Christkindl vom Himmi, Hat a Packl guati Sachn, Daß die Kinder grad lachn.
Und der Schnee, der tuat glitzn. Und die Stern, die tean blitzn. Und die Kerzn im Dunkeln Ganz absunderlich funkeln.
Was hat dös zu bedeutn, Daß die Glockn so läutn Und die Büchsn so krachn Und a Mordsmettn machen?
Horch! Da hört ma was singa, Und a Musi tuat klinga: 0 du heilige Nacht, Hast uns 's Christkindl bracht!
Christbaum
Hörst auch du die leisen Stimmen aus den bunten Kerzlein dringen? die vergessenen Gebete aus den Tannenzweiglein singen? Hörst auch du das schüchternfrohe, helle Kinderlachen klingen? Schaust auch du den stillen Engel mit den reinen, weißen Schwingen? Schaust auch du dich selber wieder fern und fremd nur wie im Traume? Grüßt auch dich mit Märchenaugen deine Kindheit aus dem Baume?
Das Weihnachtsbäumlein
Es war einmal ein Tännelein mit braunen Kuchenherzlein und Glitzergold und Äpflein fein und vielen bunten Kerzlein: Das war am Weihnachtsfest so grün als fing es eben an zu blühn.
Doch nach nicht gar zu langer Zeit, da stands im Garten unten, und seine ganze Herrlichkeit war, ach, dahingeschwunden. die grünen Nadeln warn'n verdorrt, die Herzlein und die Kerzlein fort.
Bis eines Tags der Gärtner kam, den fror zu Haus im Dunkeln, und es in seinen Ofen nahm - Hei! Tats da sprühn und funkeln! Und flammte jubelnd himmelwärts in hundert Flämmlein an Gottes Herz.
Der Nußknacker
Ich hab' schon manche Nuß gepackt, krick-krack und mitten durchgeknackt. Der Spielzeugmacher - der mich schuf - gab mir das Knacken - zum Beruf. Ich knacke große - ich knacke kleine und was nicht aufgeht - das sind Steine. Ich knacke hart - ich knacke weich, nur immer her - mir ist das gleich. Doch sag' ich eins euch ins Gesicht: Verknacken - ha! - laß' ich mich nicht!
Der Pfefferkuchenmann
Er ist nicht mal aus Afrika und doch so braungebrannt. Wo kommt er her? Ich dacht' mir's ja: Aus Pfefferkuchenland! Hat Augen von Korinthen und Mandeln drum und dran. Wie schön ihn alle finden - den Pfefferkuchenmann.
Er freut sich auf den Weihnachtsbaum, da möcht er drunterstehn. Den Lichterglanz - er glaubt es kaum -, den will er sich besehn, mit Augen von Korinthen und Mandeln drum und dran. Wie herrlich wird er's finden - der Pfefferkuchenmann !
Wär ich nicht nur solch Leckerschnut und könnte widerstehn, dann wär ja alles schön und gut, wär alles gut und schön. Wie wohl Korinthen schmecken? Sind Mandeln ein Genuß? Ich will ganz schnell mal lecken am süßen Zuckerguß.
Und steht der Baum im Kerzenlicht, und ist es dann soweit - da fehlt doch wer, der sieht das nicht; nun tuts mir selber leid. Vernascht sind die Korinthen, die Mandeln drum und dran ... Er ist nicht mehr zu finden - der Pfefferkuchenmann.
Die heilige Nacht
Gesegnet sei die Heilige Nacht, Die uns das Licht der Welt gebracht! -
Wohl unterm lieben Himmelszelt Die Hirten lagen auf dem Feld.
Ein Engel Gottes, licht und klar, Mit seinem Gruß tritt auf sie dar.
Vor Angst sie decken ihr Angesicht, Da spricht der Engel: "Fürcht't euch nicht!
Ich verkünd' euch große Freud: Der Heiland ist euch geboren heut."
Da gehn die Hirten hin in Eil, Zu schaun mit Augen das ewig Heil;
Zu singen dem süßen Gast Willkomm, Zu bringen ihm ein Lämmlein fromm. -
Bald kommen auch gezogen fern Die Heil'gen Drei König' mit ihrem Stern.
Sie knien vordem Kindlein hold, Schenken ihm Myrrhen, Weihrauch, Gold.
Vom Himmel hoch der Engel Heer Frohlocket: "Gott in der Höh sei Ehr!"
Kleiner Kerze heller Schein
Kleiner Kerze heller Schein leuchtet in den Raum hinein ihr zuzusehen ist ein Vergnügen nur der Wind könnt`es betrüben
Kleiner Kerze heller Schein leuchtet ins Gesicht hinein Wärme spendet sie für Groß und Klein will Licht für alle Menschen sein
Kleiner Kerze heller Schein leuchtet in das Herz hinein flackert fröhlich und so munter alle Sorgen gehen unter
Knecht Ruprecht
Draußen weht es bitterkalt, wer kommt da durch den Winterwald? Stipp - stapp, stipp - stapp und huckepack - Knecht Ruprecht ist's mit seinem Sack. Was ist denn in dem Sacke drin? Äpfel, Mandeln und Rosin' und schöne Zuckerrosen, auch Pfeffernüss' fürs gute Kind die andern, die nicht artig sind, die klopft er auf die Hosen.
Knecht Ruprecht
Von drauß' vom Wald komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! All überall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen; und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor.
Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann, da riefs mich mit heller Stimme an: "Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell, hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan.
Alt' und Junge sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhn; und morgen flieg ich hinab zur Erden; denn es soll wieder Weihnachten werden!"
Ich sprach: "O lieber Herre Christ, meine Reise fast zu Ende ist; ich soll nur noch in diese Stadt, wo's eitel gute Kinder hat."
"Hast denn das Säcklein auch bei dir?" Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier: Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern essen fromme Kinder gern."
"Hast denn die Rute auch bei dir?" Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; doch für die Kinder nur, die schlechten, die trifft sie auf den Teil, den rechten. Christkindlein sprach: "So ist es recht! So geh mit Gott, mein treuer Knecht!"
Von drauß' vom Wald komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ich's hier drinnen find! Sind's gute Kind sind's böse Kind?
Lieber guter Weihnachtsmann
Lieber, guter Weihnachtsmann, zieh die langen Stiefel an, kämme deinen weißen Bart, mach dich auf die Weihnachtsfahrt.
Komm doch auch in unser Haus, packe die Geschenke aus. Ach, erst das Sprüchlein wolltest du? Ja, ich kann es, hör mal zu:
Lieber, guter Weihnachtsmann, guck mich nicht so böse an. Stecke deine Rute ein, will auch immer artig sein!
Morgen kommt der Weihnachtsmann
Morgen kommt der Weihnachtsmann, Kommt mit seinen Gaben, Trommel, Pfeife und Gewehr, Fahn und Säbel und noch mehr, Ja ein ganzes Kriegesheer, Möcht' ich gerne haben.
Bring' uns, lieber Weihnachtsmann, Bring' auch morgen, bringe Musketier und Grenadier, Zottelbär und Panthertier, Roß und Esel, Schaf und Stier, Lauter schöne Dinge.
Doch du weißt ja unsern Wunsch, Kennest unsere Herzen. Kinder, Vater und Mama Auch sogar der Großpapa, Alle, alle sind wir da, Warten dein mit Schmerzen.
Nikolaustag
Der Nikolaus geht um das Haus, er will uns heut besuchen. Er kommt weit her, sein Sack ist schwer, ganz schwer von Pfefferkuchen.
Vom Christkind
Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen! Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee, mit rot gefrorenem Näschen. Die kleinen Hände taten ihm weh, denn es trug einen Sack, der war gar schwer, schleppte und polterte hinter ihm her. Was drin war, möchtet ihr wissen? Ihr Naseweise, ihr Schelmenpack - denkt ihr, er wäre offen der Sack? Zugebunden bis oben hin! Doch war gewiss etwas Schönes drin! Es roch so nach Äpfeln und Nüssen!
Vor Weihnachten
Zünden wir ein Lichtlein an, sagen wir dem Weihnachtsmann: "Lieber Alter, es wird Zeit! In vier Wochen ist's soweit!"
Zünden wir zwei Lichtlein an, mahnen wir den Weihnachtsmann: "Pack schon die Geschenke ein! Bald muß alles fertig sein!"
Zünden wir drei Lichtlein an, sputet sich der Weihnachtsmann, füllt den Sack bis an den Rand, Schimmel wird bald eingespannt.
Zünden wir vier Lichtlein an, schmunzelt froh der Weihnachtsmann, hat ja alles schon bereit für die schöne Weihnachtszeit.
Vorweihnachtszeit
Die Großen flüstern heimlich, und 's Schlüsselloch ist dicht. Die Mutter hat gebacken, doch was, das zeigt sie nicht.
Der Vater hat gehämmert, hat Farbe mitgebracht. Wenn ich nur endlich wüßte, was er da alles macht.
Im Kehricht liegen morgens oft Buntpapier und Stroh. - Wenn nur die Tür erst aufging', ach, wäre ich dann froh.
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus, sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen buntes Spielzeug fromm geschmückt, tausend Kindlein stehn und schauen, sind so wundervoll beglückt. Und ich wandre aus den Mauern bis hinaus ins freie Feld, hehres Glänzen, heil'ges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen, aus des Schnees Einsamkeit steigt's wie wunderbares Singen -- o du gnadenreiche Zeit!
Weihnachten
Markt und Straßen stehn verlassen, Still erleuchtet jedes Haus, Sinnend geh ich durch die Gassen, Alles sieht so festlich aus.
An den Fenstern haben Frauen Buntes Spielzeug fromm geschmückt, Tausend Kindlein stehn und schauen, Sind so wundervoll beglückt.
Und ich wandre aus den Mauern Bis hinaus ins freie Feld, Hehres Glänzen, heilges Schauern! Wie so weit und still die Welt!
Sterne hoch die Kreise schlingen; Aus des Schnees Einsamkeit Steigts wie wunderbares Singen - 0 du gnadenreiche Zeit!
Weihnachts- und Neujahrsgruß
Stern und Engel, Hirten und die Weisen künden uns das Große, das geschah. Und wir loben, danken und wir preisen, Gott ist nah!
Weg von Trauer, Jammer und Beschwerde wenden wir das schmerzliche Gesicht, Brüder, über aller Nacht der Erde ist es licht!
Unserer Sünden nimmer zu gedenken, gab Gott seinen Sohn in Leid und Tod. Sollte er mit ihm nicht alles schenken, was uns not?
Keiner ist verlassen und verloren, der da glaubt, weil seine Hand ihn hält. Der Erretter ist für uns geboren; Trost der Welt.
Weihnachtslied
Die Nacht ist vorgedrungen, der Tag ist nicht mehr fern. So sei nun Lob gesungen, dem hellen Morgenstern! Auch wer zur Nacht geweinet, der stimme froh mit ein. Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein.
Dem alle Engel dienen, wird nun ein Kind und Knecht. Gott selbst ist erschienen, zur Sühne für sein Recht. Wer schuldig ist auf Erden, verhüll' nicht mehr sein Haupt, er soll errettet werden, wenn er dem Kinde glaubt.
Die Nacht ist schon im Schwinden, macht euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf Von Anfang von verkündet, seit eure Schuld geschah. Nun hat sich euch verbündet, den Gott selbst ausersah!
Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und -schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von seinem Lichte, hält euch kein Dunkel mehr. Von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.
Gott will im Dunkel wohnen und hat es doch erhellt! Als wollte er belohnen, so richtet er die Welt! Der sich den Erdkreis baute, der läßt den Sünder nicht-. Wer hier dem Sohn vertraute, kommt dort aus dem Gericht!
Wenn Weihnachten ist
Wenn Weihnachten ist, was schenkst du mir dann? Einen Weihnachtsbaum, einen Hampelmann, ein wildes Pferd, das ich reiten kann, und einen großen Wagen?
Wenn Weihnachten ist, dann schenke ich dir ein Weißnichtwas aus Goldpapier! Du sollst nicht soviel fragen.
Winternacht
Der Winter ist gekommen Und hat hinweggenommen Der Erde grünes Kleid; Schnee liegt auf Blütenkeimen, Kein Blatt ist auf den Bäumen, Erstarrt die Flüsse weit und breit.
Da schallen plötzlich Klänge Und frohe Festgesänge Hell durch die Winternacht; In Hütten und Palästen Ist rings in grünen Ästen Ein bunter Frühling aufgemacht.
Wie gern doch seh' ich glänzen Mit all den reichen Kränzen Den grünen Weihnachtsbaum; Dazu der Kindlein Mienen, Von Licht und Lust beschienen; Wohl schönre Freude gibt es kaum.
Bräuche im Advent
Von A wie Adventskalender bis W wie Weihnachtsbaum
Die weihnachtlichen Vorfreude kann beginnen. Kaum eine andere Zeit des Jahres ist so reich an Bräuchen wie die Adventszeit. Nachfolgend eine kleine Auswahl und die Geschichte dazu.
Adventskalender Der Adventskalender, wie man ihn heute kennt, entstand am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die eigentlichen Ursprünge liegen aber in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Damals wurden in religiösen Familien im Dezember 24 Bilder nach und nach an die Wand gehängt. Andere malten 24 Kreidestriche an die Tür, von denen die Kinder täglich einen wegwischen durften. Der erste gedruckte Adventskalender erschien Anfang dieses Jahrhunderts in München im Verlag des protestantischen Pfarrersohnes Gerhard Lang. Der leere, noch fensterlose Adventskalender bestand aus zwei Bögen. Auf dem einen waren Zahlen, auf dem anderen Bilder. Jeden Tag wurde ein Bild ausgeschnitten und auf eine Zahl geklebt. Die ersten Kalender mit Türchen zum Aufklappen erschienen 1920 auf dem Markt. Etwa seit den 30er Jahren sind die bei den Kindern so beliebten Schokoladenkalender bekannt.
Adventskranz Die Anfänge des wohl schönsten Symbols der Vorweihnachtszeit reichen vermutlich in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Überliefert ist, dass der evangelische Theologe und Mitbegründer der Inneren Mission, Johann Hinrich Wichern (1808 - 1881), den Adventskranz erfunden hat. Am 31. Oktober 1833 bezog er mit seiner Mutter und zwei Schwestern in Hamburg ein altes Bauernhaus. Dort nahm er verwahrloste Kinder und Jugendliche auf. Als sie sich im Winter immer wieder erkundigten, wie viele Tage es noch bis Weihnachten seien, leistete Wichern Hilfestellung. Er fertigte 1839 den ersten Adventskranz mit 19 kleinen weißen und vier größeren roten Kerzen auf einem Holzring. Bei der täglichen Morgenandacht wurde eine Kerze angezündet. Mit der Zeit reduzierte sich die Kerzenzahl allerdings auf vier. Sie stehen für die Adventssonntage.
Barbarazweige Der 4. Dezember ist der Barbaratag, benannt nach der heiligen Barbara. Wer sich zum Weihnachtsfest an blühenden Zweigen erfreuen will, soll an diesem Tag Zweige von Pflaumen-, Kirsch- oder Birnenbaum in ein Gefäß mit Wasser stellen. Am 25. Dezember werden sie blühen, heißt es.
Lebkuchen Die Kunst des Lebkuchenbackens wurde zuerst in den Klöstern gepflegt. Im Althochdeutschen bedeutet «leb» Heil- und Arzneimittel. Aus den in den Klostergärten wachsenden Pflanzen und Kräutern wurden Heilkräuter und -säfte hergestellt und zu Gebäck verarbeitet. Zu Weihnachten wurden sie als Lebkuchen in den Klöstern verteilt - als Symbol für das Heil, das der ganzen Welt durch die Geburt Christi geschenkt wurde.
Nikolaus Jahr für Jahr warten die Kinder in der Nacht zum 6. Dezember darauf, dass ihre Stiefel vom Nikolaus gefüllt werden. Sein historisches Vorbild ist der heilige Nikolaus, der im 4. Jahrhundert Bischof von Myra in der heutigen Türkei war. Er soll während einer Hungersnot die Getreideversorgung für die betroffene Gegend organisiert haben. Im 10. Jahrhundert wurde der Heilige Nikolaus in Deutschland zum Schutzpatron der Bäcker, Schiffer, Kaufleute und Schüler. Daraus entwickelte sich im 16. Jahrhundert der Brauch für Kinder, Schuhe vor die Haustür zu stellen, in die der Nikolaus seine Geschenke legt. Später entstand die heutige Form, bei der der Nikolaus mit Sack und Rute die Kinder besucht und nachfragt, ob sie auch brav gewesen seien. Begleitet wird der Nikolaus von seinem Knecht Ruprecht, der unartigen Jungen und Mädchen mit der Rute droht.
Spekulatius Es ist das Gebäck zum Nikolaus. Der Name leitet sich vom lateinischen Wort für Bischof - «speculator» - her. Auf den Plätzchen wurde die Geschichte von Bischof Nikolaus dargestellt. Bis heute haben die Spekulatien eine Vielzahl von Motiven.
Stollen Der Christstollen soll das in Windeln gewickelte Jesuskind darstellen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde er angeblich schon im Jahr 1330 in Naumburg an der Saale. Erst zweihundert Jahre später fand er in Dresden - der Hochburg des Stollens - als «Striezel» Erwähnung. Stollen waren anfangs magere Backwerke für das katholische Adventsfasten. Wasser, Hafer und Öl - andere Zutaten kamen nicht in den Teig. Erst nachdem 1647 kein geringerer als der Papst die Erlaubnis erteilt hatte, auch Butter zur Herstellung der Stollen zu verwenden, entwickelte sich das magere Gebäck zu dem heute bekannten Festgebäck.
Weihnachtsbaum Der erste kerzengeschmückte Weihnachtsbaum stand der Überlieferung zufolge im Jahre 1611 am Hof von Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien. Seinen Siegeszug trat er aber erst im Laufe des 18. Jahrhunderts an, als er verstärkt in den Häusern der Reichen und Adeligen Einzug hielt. Schnell avancierte der Christbaum dann zum Weihnachtssymbol der Evangelischen Kirche. In den katholischen Regionen Süddeutschlands stieß er deshalb zunächst auf strikte Ablehnung. Die Katholiken hielten an ihrem eigenen Brauch, dem Aufstellen der Weihnachtskrippen, fest. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Christbaum in allen katholischen Ländern Europas aufgestellt. Sein immergrünes Nadelkleid symbolisiert die ewige Lebenskraft durch die Geburt Christi.
Weihnachtsbaumschmuck War der Christbaum zunächst noch mit Backwerk, Äpfeln und Dörrobst dekoriert, kamen zwischen 1880 und 1890 auch Lametta und bunte Kugeln hinzu. Sie symbolisieren die Geschenke, die die Weisen aus dem Morgenlande dem Kind in die Krippe brachten. Der erste gusseiserne Weihnachtsbaumständer wurde 1866 patentiert.
Der Frühling
Der verwundete Baum
Sie haben mit dem Beile dich zerschnitten, Die Frevler - hast du viel dabei gelitten? Ich selber habe sorglich dich verbunden Und traue: Junger Baum, du wirst gesunden! Auch ich erlitt zu schier derselben Stunde Von schärferm Messer eine tiefre Wunde. Zu untersuchen komm ich deine täglich, Und meine fühl ich brennen unerträglich. Du saugest gierig ein die Kraft der Erde, Mir ist, als ob auch ich durchrieselt werde! Der frische Saft quillt aus zerschnittner Rinde Heilsam. Mir ist, als ob auch ichs empfinde! Indem ich deine sich erfrischen fühle, Ist mir, als ob sich meine Wunde kühle! Natur beginnt zu wirken und zu weben, Ich traue: Beiden geht es nicht ans Leben! Wie viele, so verwundet, welkten, starben! Wir beide prahlen noch mit unsern Narben!
C.F. Meyer
Der Blinde und der Lahme
Von ungefähr muß einen Blinden Ein Lahmer auf der Straße finden, Und jener hofft schon freudenvoll, Daß ihn der andre leiten soll.
Dir, spricht der Lahme, beizustehn? Ich armer Mann kann selbst nicht gehn; Doch scheints, daß du zu einer Last Noch sehr gesunde Schultern hast.
Entschließe dich, mich fortzutragen: So will ich dir die Stege sagen: So wird dein starker Fuß mein Bein, Mein helles Auges deines sein.
Der Lahme hängt mit seiner Krücken Sich auf des Blinden breiten Rücken. Vereint wirkt also dieses Paar, Was einzeln keinem möglich war.
Du hast das nicht, was andre haben, Und andern mangeln deine Gaben; Aus dieser Unvollkommenheit Entspringet die Geselligkeit.
Wenn jenem nicht die Gabe fehlte, Die die die Natur für mich erwählte: So würd er nur für sich allein, Und nicht für mich, bekümmert sein.
Beschwer die Götter nicht mit Klagen! Der Vorteil, den sie dir versagen Und jenem schenken, wird gemein, Wir dürfen nur gesellig sein.
Christian Fürchtegott Gellert
An den Tod
Halb aus dem Schlummer erwacht, den ich traumlos getrunken, Ach, wie war ich versunken In die unendliche Nacht!
Tiefes Verdämmern des Seins, Denkend nichts, noch empfindend! Nichtig mir selber entschwindend, Schatte mit Schatten zu eins!
Da beschlich mich so bang, Ob auch, den Bruder verdrängend, Geist mir und Sinne verengend, Listig der Tod mich umschlang.
Schaudernd dacht ichs, und fuhr Auf, und schloss mich ans Leben, Drängte in glühndem Erheben Kühn mich an Gott und Natur.
Siehe, da hab ich gelebt: Was sonst, zu Tropfen zerflossen, Langsam und karg sich ergossen, Hat mich auf einmal durchbebt
Oft noch berühre du mich, Tod, wenn ich in mir zerrinne, Bis ich mich wieder gewinne Durch den Gedanken an dich!
Friedrich Hebbel
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen grünen Gras Und sende lange meinen Blick nach oben, Von Grillen rings umschwirrt ohn Unterlaß, Von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Und schöne weiße Wolken ziehn dahin Durchs tiefe Blau wie schöne stille Träume; - Mir ist, als ob ich längst gestorben bin Und ziehe selig mit durch ewge Räume.
Hermann Allmers
Das Göttliche
Edel sei der Mensch, Hilfreich und gut! Denn das allein Unterscheidet ihn Von allen Wesen, Die wir kennen.
Heil den unbekannten Höhern Wesen, Die wir ahnen! Ihnen gleiche der Mensch! Sein Beispiel lehr uns Jene glauben.
Denn unfühlend Ist die Natur: Es leuchtet die Sonne Über Bös und Gute, Und dem Verbrecher Glänzen wie dem Besten Der Mond und die Sterne.
Wind und Ströme, Donner und Hagel Rauschen ihren Weg Und ergreifen Vorüber eilend Einen um den andern.
Auch so das Glück Tappt unter die Menge, Fasst bald des Knaben Lockige Unschuld, Bald auch den kahlen Schuldigen Scheitel.
Nach ewigen, ehrnen, Grossen Gesetzen Müssen wir alle Unseres Daseins Kreise vollenden.
Nur allein der Mensch Vermag das Unmögliche: Er unterscheidet, Wählet und richtet; Er kann dem Augenblick Dauer verleihen.
Er allein darf Den Guten lohnen, Den Bösen strafen, Heilen und retten, Alles Irrende, Schweifende Nützlich verbinden.
Und wir verehren Die Unsterblichen, Als wären sie Menschen, Täten im grossen, Was der Beste im kleinen Tut oder möchte.
Der edle Mensch Sei hilfreich und gut! Unermüdet schaff er Das Nützliche, Rechte, Sei uns ein Vorbild Jener geahneten Wesen!
Johann Wolfgang Goethe
Vergänglichkeit der Schönheit
Es wird der bleiche Tod mit seiner kalten Hand Dir endlich mit der Zeit umb deine Brüste streichen. Der liebliche Corall der Lippen wird verbleichen; Der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand.
Der Augen süsser Blitz, die Kräffte deiner Hand, Für welchen solches fällt, die werden zeitlich weichen. Das Haar, das itzund kan des Goldes Glantz erreichen Tilgt endlich Tag und Jahr als ein gemeines Band.
Der wohlgesetzte Fuss, die lieblichen Gebärden, Die werden theils zu Staub, theils nichts und nichtig werden, Denn opfert keiner mehr der Gottheit deiner Pracht.
Diss und noch mehr als diss muss endlich untergehen, Dein Hertze kan allein zu aller Zeit bestehen Dieweil es die Natur aus Diamant gemacht.
(um 1695) Christian Hofmann von Hofmannswaldau: Sonnet
Die Traubenhyazinthe
Angenehmes Frühlingskindchen, Kleines Traubenhyazinthchen, Deiner Farb und Bildung Zier Zeiget mit Verwundrung mir Von der bildenden Natur Eine neue Schönheitsspur. An des Stengels blauer Spitzen Sieht man, wenn man billig sieht, Deiner sonderbaren Blüt Kleine blaue Kugeln sitzen, Dran, so lange sich ihr Blatt Noch nicht aufgeschlossen hat, Wie ein Purpurstern sie schmücket, Man nicht sonder Lust erblicket. Aber wie von ungefähr Meine Blicke hin und her Auf die offnen Blumen liefen, Konnt ich in den blauen Tiefen Wie aus himmelblauen Höhen Silberweiße Sternchen sehen, Die in einer blauen Nacht, So sie rings bedeckt, im Dunkeln Mit dadurch erhöhter Pracht Noch um desto heller funkeln. Ihr so zierliches Gepränge, Ihre Nettigkeit und Menge, Die die blauen Tiefen füllt, Schiene mir des Himmels Bild, Welches meine Seele rührte Und durch dieser Sternen Schein, Die so zierlich, rein und klein, Mich zum Herrn der Sterne führte, Dessen unumschränkte Macht Aller Himmel tiefe Meere, Aller Welt- und Sonnen Heere Durch ein Wort hervorgebracht; Dem es ja so leicht, die Pracht In den himmlischen Gefilden Als die Sternchen hier zu bilden. Durch dein sternenförmig Wesen Gibst du mir, beliebte Blume, Ein' Erinnerung zu lesen, Daß wir seiner nicht vergessen, Sondern in den schönen Werken Seine Gegenwart bemerken, Seine weise Macht ermessen Und sie wie in jenen Höhen So auf Erden auch zu sehen.
Barthold Hinrich Brockes (1727)
Kleine, sonnenüberströmte Gärten mit bunten Lauben, Kürbissen und Schnittlauch. Noch blitzt der Thau. Über den nahen Häuserhorizont ragen Thürme. Durch das monotone Geräusch der Neubauten, ab und zu, pfeifen Fabriken, schlagen Glocken an. Auf einer Hopfenstange sitzt ein Spatz. Ich stehe gegen einen alten Drahtzaun gelehnt und sehe zu, wie über einem Asternbeet zwei Kohlweißlinge taumeln.
Arno Holz
Schwertlilie
Sieben Billionen Jahre vor meiner Geburt war ich eine Schwertlilie. Meine suchenden Wurzeln saugten sich um einen Stern. Aus seinen sich wölbenden Wassern, traumblau in neue, kreisende Weltringe, wuchs, stieg, stiess zerströmte, versprühte sich - meine dunkle Riesenblühte!
Arno Holz
SILENTIUM Die Stimme des Regens ist verstummt. Sattes Grün unter hellblauer Seide - dieser Tag ist Schweigen, nichts als Blumengeflüster
Hoch wehen die Schatten der Bäume im Gras. Dazwischen fremde Füßchen, die Raben, sie krähen Vertrautes.
Nachmittags, die Zeit aufgeschultert, ziehen die Vögel fort, tragen deine Jahre ins versinkende Licht - rot wie dieser Sommer im Mohn glüht, er sei die Menschen, denen wir gedenken.
Nicole Jurosek
Gertrud Kolmar: Das Herz
Ich ging durch einen Wald, Da wuchsen viele Herzen. Sie waren rot in Schmerzen, Sie waren stolz und grün und kalt.
Sie rieselten und hingen Von dünnem Ast, Morellenast. Ich wog die sonneneigne Last Und ließ sie schüchtern klingeln.
Ich habe eins gepflückt, Das dunkel schien vor Reife; Es hat mit grüner Schleife Und einer Blume mich geschmückt.
Ein Herz ist heißes Klopfen. Ich ahnte zögernd, daß es bat. Zuweilen, blutschwarz wie Granat, Zersprang ein großer Tropfen.
Es lappte gräserwärts Mit aufgerißnen Schalen. Da schlug aus welken Qualen Ein kleines, kleines blaues Herz
Das Wunderblümchen
Ein Blümchen blüht an stillen Quellen Und atmet süßen Lebensduft. Es badet sich in klaren Quellen, Und munter mit des Frühlings Schwellen Regt sich die Knospe in der Luft. Schon grünt die Flur mir süßem Prangen, Und Freude färbt die zarten Wangen.
Es strahlt der Lenz auf tausend Zweigen; Froh hat sich die Natur verjüngt. Die Jugend schlingt den muntern Reigen. Horch! wie dort durch des Haines Schweigen Das süße Lied der Vögel klingt! Doch schöner als der Klang im Liede Färbt sich am Quell die zarte Blüte.
Und Sommer wird's im jungen Leben, Und kürzer weilt die kühle Nacht, Und feuriger wird jedes Streben; Es keimt die Kraft in zarten Reben; Es strahlt das Feld in goldner Pracht: Die Knospe will die Hülle spalten, Zur Blume herrlich sich entfalten.
Und höher steigt der Lauf der Sonnen; Es glüht im dichtbelaubten Tal. Des Nebels Dünste sind zerronnen; Vertrocknend stirbt der klare Bronnen; Der Quell versiegt im Sonnenstrahl. Doch frischer noch in Jugendfülle Entfaltet sich des Blümchens Hülle.
Des Spätjahrs Kühle kommt gezogen; Reif glänzt der Traube Gold hervor. Die Sonne sinkt am Himmelsbogen; Es quillt, im Innern auferzogen, Aus Blütentod die Frucht empor. Doch ewig schön, im zarten Kleide, Malt sich des Blümchens süße Freude.
Da zieht die Schwalbe durch die Felder; Die Biene zehrt vom Frühlingsraub. Es pfeift die Windsbraut durch die Wälder; Die Purpurrebe färbt die Kelter, Und raschelnd fällt das dürre Laub. Doch frei vom ernsten Weltgesetze Enthüllt das Blümchen seine Schätze.
Da stürzt sich mit der eh'rnen Kette Hoch vom Gebirg' der Winter los. Er macht die Welt zur Grabesstätte, Und mit des Eises Silberglätte Umfesselt er der Erde Schoß Und mordet auf den kahlen Fluren Des zarten Lebens letzte Spuren.
Doch wie vom Götterblut empfangen, Regt sich des Blümchens süße Pracht: Es strahlt empor mit Glutverlangen Und schmückt die Welt mit Frühlingsprangen Und lichtet die gewalt'ge Nacht, Aufglühend in des Himmels Freie: Das Blümchen "ew'ge Liebestreue".
Theodor Körner
Die Erlen
Wo hier aus den felsichten Grüften Das silberne Bächelchen rinnt, Umflattert von scherzenden Lüften Des Maies die Reize gewinnt,
Um welche mein Mädchen es liebt Das Mädchen so rosicht und froh Und oft mir ihr Herzchen hier gibt, Wenn städtisches Wimmeln sie floh;
Da wachsen auch Erlen, sie schatten Uns beide in seliger Ruh, Wenn wir von der Hitze ermatten Und sehen uns Fröhlichen zu.
Aus ihren belaubeten Zweigen Ertönet der Vögel Gesang Wir sehen die Vögelchen steigen Und flattern am Bache entlang.
O Erlen, o wachset und blühet Mit unserer Liebe doch nur Ich wette, in kurzer Zeit siehet Man euch als die Höchsten der Flur.
Und kommet ein anderes Pärchen, Das herzlich sich liebet wie wir Ich und mein goldlockiges Klärchen, So schatte ihm Ruhe auch hier.
Novalis
Der Mohn
Wie dort, gewiegt von Westen, Des Mohnes Blüte glänzt! Die Blume, die am besten Des Traumgotts Schläfe kränzt; Bald purpurhell, als spiele Der Abendröte Schein, Bald weiß und bleich, als fiele Des Mondes Schimmer ein.
Zur Warnung hört ich sagen, Daß, der im Mohne schlief, Hinunter ward getragen In Träume schwer und tief; Dem Wachen selbst geblieben Sei irren Wahnes Spur, Die Nahen und die Lieben Halt' er für Schemen nur.
In meiner Tage Morgen, Da lag auch ich einmal, Von Blumen ganz verborgen, In einem schönen Tal. Sie dufteten so milde! Da ward, ich fühlt es kaum, Das Leben mir zum Bilde, Das Wirkliche zum Traum.
Seitdem ist mir beständig, Als wär es nur so recht, Mein Bild der Welt lebendig, Mein Traum nur wahr und echt; Die Schatten, die ich sehe, Sie sind wie Sterne klar. O Mohn der Dichtung! wehe Ums Haupt mir immerdar!
Ludwig Uhland (1787 - 1862)
Nachtduftende Orchis
Waren's Blumen mit den wunderbaren Silberhellen kleinen Flügelpaaren? Oder waren's fragt ich Blumenengel, Hingeheftet an die Blütenstengel?
Waren's Blumen die beim Mondenschimmer Mir mit Dugt erfüllt mein kleines Zimmer? Oder hatten durch die Nacht geklungen Traumhaft süße Überlieferungen?
Christian Wagner (1835-1918)
Wälder im Walde von Heinrich Seidel
"Langweilig ist der Kiefernwald?" Mein Freund, das widerrufst du bald!
Da denk' ich wohl, du sahst ihn nimmer, Wenn röthlich in den Wipfeln träumt So still der letzte Sonnenschimmer, Und alles rings mit Gold sich säumt. Wenn sanfte Sehwermuth wie ein Duft Liegt in der weichen Abendluft, Und sich der Wald im letzten Strahle Abspiegelt in dem glatten See, Indess zum Wiesengrund im Thale Vorsichtig zieht das schlanke Reh, Und bei der Drossel letztem Liede Sich niedersenkt der Abendfriede.
Doch auch im stillen Sonnenschein Und bei des Mittags heißen Lüften, Wo alles schwimmt in harz'gen Düften, Da wandr' ich gerne dort allein. Zu Häupten nur ein sanftes Singen, Und niederwärts im sonn'gen Kraut Ein Wetzen, Schwirren und ein Klingen. Am Sandhang stehn die Schwebefliegen, Und die Perlmutterfalter wiegen Am Thymian sich. - Sonst kaum ein Laut, Als aus der hohen Luft zuweilen, Wo der Milan die Kreise schwingt, Ein ferner Schrei. - Die Ammer singt Verschlafen ihre kurzen Zeilen Am Waldesrand. Auch flötet wohl Versteckt im Wipfel ein Pirol. Hier schreit ein Häher rauh und eigen, Dort klopft ein Specht.
Dann wieder Schweigen.
Doch wenn das rothe Stammgewimmel, In dessen Wipfeldecke blaut Manch zackig Stück vom Sommerhimmel, Der müde Blick genug geschaut, Da magst du ihn zum Boden senken, Und neue Wunder wirst du sehn: Ein zierlich Wäldchen siehst du stehn, Viel schöner, als du mochtest denken, Von Heidekraut und Heidelbeeren. Die kleinen Bäumchen stehn so zierlich, So feinverzweigt und so manierlich, Als ob der wahre Wald sie wären. Viel Thierchen halten darin Haus: Das Hochwild ist die braune Maus, Eidechsen huschen dort am Grunde, Und Käfer krabbeln durch das Laub. Die Spitzmaus schnüffelt dort nach Raub, Und in der sonn'gen Mittagsstunde, Da fliegt um seine niedern Wipfel Manch Schmetterling mit buntem Tipfel Und bietet seine Pracht zur Schau: Gelb, hellbraun, feuerfarb und blau.
Bist du auch dieses Anblicks müd, Da mag dein Blick noch tiefer steigen: Ein drittes Wäldchen wird sich zeigen, Darin es eifrig lebt und blüht.
Und wahrlich keines von den schlechten: Es baut sich auf aus Moos und Flechten, Und sieh, wie reizend es sich zeigt: Hier zierlich tannenbaumverzweigt, Dort fein verästelt wie Korallen, Und hier bebechert und beknopft, Dort Keulchen siegellackbetropft, Und hier Trompetchen, die nicht schallen. Und in dem wunderwinz'gen Wald, Wie es von tausend Thierchen wimmelt, Wie's lebt und webt und kriecht und krimmelt Und von den feinsten Stimmlein schallt! Und scheint das Völkchen noch so nichtig, Sie treiben es genau so wichtig Wie all die Großen ringsumher Und freun sich ihres Lebens sehr!
Nun, lieber Freund, ich frage wieder: Schlägst du nicht deine Augen nieder Und sprichst beschämt: "Man irrt sich bald! Ich bin besiegt und ganz geschlagen Und will es niemals wieder sagen: Langweilig ist der Kiefernwald!"
Heinrich Seidel
Wenn die Drossel schreit, ist der Lenz nicht mehr weit.
Gibt's im Frühjahr viel Frösche, so geraten die Erbsen.
Im Frühjahr Spinnweben auf dem Feld gibt einen schwülen Sommer.
Hasen, die springen, Lerchen, die singen, werden sicher den Frühling bringen.
Hüpfen Eichhörnlein und Finken, siehst Du schon den Frühling winken.
Es lenzt nicht, ehe es gewintert hat.
Wie das Wetter von Frühlingsanfang bis Mitte April, wird es im Sommer sein, so Gott will.
Lerchen und Rosen bringen des Frühlings Kosen.
Frühlingregen bringt Segen.
Gibt's im Frühjahr viel Frösche, so geraten die Erbsen.
Grasmücken, die fleissig singen, wollen uns das Frühjahr bringen.
Donner über dem kahlen Baum bedeutet kein gut Frühjahr.
Steigt der Saft in die Bäume, erwachen die Frühlingsträume
Von wilden Blümlein die roten und Spechte sind Frühlingsboten.
Viel Nebel im Frühjahr, viel Gewitter im Sommer.
3. Kunigund macht warm von unt' Lachende Kunigunde bringt frohe Kunde Ist Kunigunde tränenschwer, dann bleiben oft die Scheunen leer.
10. Wie die vierzig Märtyrer das Wetter gestalten, so wird es noch 4o Tage lang langen. Wie es an vierzig Rittern wittert, wittert es noch vierzig Tage.
11. Bringt Rosamunde (11.) Sturm und Wind, so ist Sibylla uns gelind.
17. Friert's an St. Gertrud, währt der Winter noch zwei Wochen St. Gertrud sonnig, wird's dem Gärtner wonnig
19. Ist's am Josefstag schön, kann's nur gut weitergehen
21. St. Benedikt den Garten schmückt Willst Gerste, Erbsen, Zwiebeln dick, so säe an St. Benedikt
25. Wenn Maria sich verkündet, Storch und Schwalbe heimwärts findet
27. Ist an Rupert der Himmel rein, so wird er' s auch im Juni sein
29. Wie der 29., so der Frühling
30. Wie der 30., so der Sommer
31. Wie der 31., so der Herbst
Ein feuchter März ist des Bauern Schmerz
Der März soll wie ein Wolf kommen und wie ein Lamm gehen
Fürchte nicht den Schnee im März, darunter wohnt ein warmes Herz
Wenn im März viel Winde weh'n, wird's im Mai dann warm und schön
Wenn der März zum April wird, so wird der April zum März